Vor kurzem feierte die Gallus-Weingilde ihr 50-jähriges Bestehen. Seit 1968 treffen sich die Männer und Frauen in den bunten Roben und geniessen Wein – doch es geht ihnen um mehr.
«Es geht uns um Kultur, um Weinkultur, nicht ums Betrinken», versichert Christian Gerber. Der Gildenmeister der Weingilde Gallus leitet diese seit nunmehr elf Jahren. Seit 1968 widmen sich die St. Galler Weinfreunde dem vergorenen Traubensaft. Die Gilde ist die St. Galler Sektion der Association Nationale Des Amis Du Vin (ANAV) und eine der ältesten in der Schweiz.
Vergangenes Wochenende feierte die Gallus-Gilde in St. Gallen ihr 50-jähriges Bestehen. Dazu fanden sich 275 Weinfreunde aller Schweizer Sektionen zum ANAV-Kongress ein – dem Fest der Weinfreunde, das nur alle zwei Jahre stattfindet und dieses Jahr anlässlich des Jubiläums der St. Galler Gilde in der Gallusstadt über die Bühne ging.
220 Hektar Weinbaufläche
Der Gallus Weingilde gehören rund 120 Mitglieder an. Die meisten davon sind im Rheintal und im Raum St. Gallen ansässig. «Das Rheintal ist die wichtigste Weinbau-Region in unserem Kanton, zusammen mit dem Sarganserland», sagt Christian Gerber. Im ganzen Kanton St. Gallen gibt es 220 Hektar Weinbaufläche, das ist weniger als in den typischen Weinregionen wie etwa im Wallis. «Doch Qualität geht vor Quantität. Bei den Weinen der Region gab es in den vergangenen Jahrzehnten grosse Fortschritte», sagt Gildenmeister Gerber. Er muss es wissen, denn auf lokale Weine richtet die Weingilde ein besonderes Augenmerk. So lautet der offizielle Leitspruch, den die Gilde auch in ihren Statuten verewigt hat: «Schätze unsere Weine, trinke sie mit Mass und helfe, dass sie uns rein und unverfälscht erhalten bleiben!»
Die Weinfreunde und Weinfreundinnen – 50 Prozent der Mitglieder sind Frauen – der Gallus-Gilde trinken nicht einfach nur gerne Wein. Sie schätzen dessen kulturelle Bedeutung und interessieren sich für die Herstellung sowie für den richtigen Genuss. Zu diesem Zweck treffen sie sich sechsmal im Jahr, um gemeinsam Wein zu geniessen, und ihr Wissen darüber zu vertiefen. «Mal sind das Wine-and-Dine-Abende, Mal Degustationen oder im Sommer auch mal ein Grillanlass», sagt Gerber.
Blindverkostung und Theorie
Alle zwei Jahre veranstaltet die Gilde wie alle Sektionen einen Weinwettbewerb. An diesem werden drei rote und drei weisse einheimische sowie drei rote ausländische Weine blindverkostet. Die drei besten Sektionen nehmen anschliessend am Finale des Coupe ANAV teil, wo nach denselben Regeln die kompetentesten Weinfreunde gekürt werden.
Darüber hinaus macht die Gallus-Gilde jedes Jahr eine Reise in Weinregionen im Ausland. Ein weiter Jahrestermin ist der Besuch eines regionalen Weinbaubetriebs.
Gilde marschiert am Olma-Umzug
Wie ernst die Weinfreunde den Coupe nehmen, äussert sich in ihrer gewissenhaften Vorbereitung. Theorieauffrischung gehört genauso dazu wie das Training für die Blindverkostungen. Auch für die Ordensverleihung der Weingilde wird Weinwissen in Form eines Theorieteils und einer Blinddegustation abgefragt. Getreu der Aussage, es gehe um mehr als Alkoholkonsum.
Nach der Jubiläumsfeier am vergangenen Samstag, steht im Oktober für die Weingilde Gallus ein weiterer Höhepunkt bevor: Sie wird zusammen mit St. Galler Winzern am Olma-Umzug teilnehmen – zu Ehren des Fête des Vignerons, dem Winzerfest aus Vevey, das nur einmal pro Generation stattfindet und dieses Jahr Ehrengast der Olma ist. Gerber: «Darauf freuen wir uns sehr.»
Bild: Der Vorstand, der sogenannte Gildenrat, trägt an einigen Anlässen festliche Gewänder, so etwa am jährlichen Hauptbott – der Hauptversammlung der Weingilde Gallus. Christian Gerber (Bildmitte) präsidiert die Gilde seit elf Jahren.
Estreito de Câmara de Lobos, 27 de Junho de 2018.
Fonte: Tagblatt
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